Wort zum Sonntag

Von kleinen und großen Bitten

 

Am kommenden Sonntag feiern wir Christen den 5. Sonntag nach Ostern, auch Rogate genannt. Rogate kann mit „Beten oder bitten“ übersetzt werden. Zufällig schrieb ich letztes Jahr auch ein „Wort zum Sonntag“ zu diesem Sonntag und dem Thema „beten“. Ich muss gestehen, dass ich kurz überlegt habe meinen Text vom letzten Jahr noch einmal abzugeben. Ob Sie (oder die Redaktion der Hochheimer Zeitung) dies wohl bemerkt hätten?

Ich bin ja überzeugt, dass das Beten weitaus populärer und verbreiteter ist, als das doch etwas altmodisch klingende Wort vermuten lässt. Denn sicherlich beten oder bitten viele Menschen um oder für etwas, ohne sich dafür physisch in einen Kirchenraum zu begeben, um dann stehend oder knieend, die Hände gefaltet, sich in eine Zwiesprache mit Gott zu begeben. Auch wird die Zahl der Menschen, die offiziell die Kirche verlassen jedes Jahr größer, aber wird deshalb weniger gebetet? Ich denke nicht! Ich glaube beten ist ein menschliches Grundbedürfnis. Beten heißt: ich halte einen Moment inne und überdenke meine persönliche Situation und die der Menschen um mich herum. Ich bin im Hier und jetzt und formuliere meine Bedürfnisse oder auch Wünsche, aber reflektiere auch das Erreichte, meine Erfolge und bin dankbar dafür.  Insofern ist beten auch eine Übung in Achtsamkeit. Denn in dieser Zeit bin ich zentriert lasse mich (hoffentlich) nicht ablenken. Die meisten Menschen finden mit der Zeit für sich heraus, welchen Rahmen sie für das Beten brauchen. Eher am Morgen bei Tagesbeginn oder abends zum Ausklang? In der Natur, auf dem Weg zur Arbeit oder beim Zähne putzen? Nur in Gedanken, schriftlich festgehalten oder gar ein Bild entworfen?  Vielleicht auch gesungen!  Die Möglichkeiten gehen gegen unendlich. Für all diejenigen, die ihre Bitte oder ihren Dank gerne schriftlich formulieren liegt in der evangelischen Kirche in Hochheim ein dickes Buch aus, gleich links hinter dem Eingang. Für manchen ist es vielleicht hilfreich, die Gedanken oder Wünsche, die während des Aufenthaltes in der Kirche entstanden sind, dort hineinzuschreiben und sie dann dort lassen zu dürfen. Man könnte es auch einen Brief an Gott nennen. Nur dass man ihn nicht frankieren und zum Briefkasten bringen muss. Und dies nicht nur am nächsten Sonntag, denn der Kirchenraum ist für alle Interessierten jeden Tag geöffnet. Probieren Sie es doch einmal aus, ich bin mir sicher, dass in dem Buch auch noch Platz ist für Ihre Nachricht an Gott!

 

Edda Syborg, Ev. Kirchengemeinde Hochheim